Der Dritte jeder Schwerpunktregatta wird von den 16er Häuptlingen vergattert einen Bericht zu schreiben. Manche kommen dieser Bitte gerne nach, für andere ist es eine unangenehme Pflicht. Aber selten ist ein Bericht so kurzweilig und lesenswert geschrieben wie dieser.

Herzlichen Dank.

Bericht von Bernd Rohlfs und Reinhardt Winkler

Die diesjährige ÖM war im Rahmen der Traunseewoche gedacht, eine gute Idee auch einmal andere Reviere und deren Herausforderungen kennenzulernen (z.B. die „Schlucht“ vor Ebensee). Aufgrund zu weniger Teilnehmer erfolgt kurzfristig eine Absage, dankenswerter Weise richtet der BYC spontan die ÖM im Rahmen der Ruster Segeltage (12 Meldungen) aus und bis auf Kozue und Mike Loudon und das Team Piehslinger sind alle da, sogar Hans Zethner und Mario geben uns die Ehre, ausgenommen unsere deutschen Freunde fehlen, was ich persönlich sehr schade finde.

Wir, Claudia und ich sind heuer spät aus dem Winterschlaf erwacht und sowohl Boot als auch Crew hatten die ÖM nicht auf dem Menüplan.

Der Grund wie in der Überschrift angedeutet: Meine beste Steuerfrau von allen hat im Herbsturlaub in Ascoli di Piceno (ITA/Provincia Marken) nach der Besichtigung des Duomo und abgelenkt von zwei feschen Carabinieri das Ende des Randsteins übersehen und sich Bänderrisse im Knöchel zugezogen. Trotz bester medizinischer Betreuung reichen die Therapien nicht, um den Fitnesstest zu bestehen und der Arzt Ihres Vertrauens rät zum Verzicht auf die Regatta. Doch wie es so ist, die 16er Szene ist flexibel in der Crewzusammenstellung und Andi Zethner springt ganz spontan für Samstag und Montag als Steuermann ein, wir nehmen dankend an. Für den Sonntag drängt sich die Kombination mit Bernd Rohlfs auf, mit ihm wollte ich länger schon mal fahren und glücklicherweise zieht er den Neusiedlersee dem Wörthersee (Finn SP) vor.

Freitag vereinbaren Bernd und ich ein „Geheimtraining“, das nicht geheim bleibt und auch nur ein Trockentraining mit „das blaue Schnürli ist das Cunningham“ bleibt, weil sintflutartige Regenfälle kein Segeln erstrebenswert machen. Dank Sandy können die Miawischer gemütlich im YCM um 17:00 registrieren und brauchen nicht nach Rust fahren. Am Abend besuchen Claudia und ich als UWV (Unmittelbare Wettkampfvorbereitung“) die Csellomühle und hören die „5 Achterln in Ehren“ und den „Nino aus Wien“, Prädikat „sehr empfehlenswert“.

Tag 1 – Links

Der erste Start ist für 12:00 geplant und wir, Andi und ich laufen schon um 10:00 aus, um uns an das Boot und aneinander zu gewöhnen. Bei gutem Wind üben, wir bis wir meinen, viel besser wird’s nimmer, jetzt sollten auch die anderen kommen, aber dem ist nicht so. Seit neuerem gibt es eine Whatsapp-Gruppe bei Regatten mit Infos in Echtzeit und zwei Voraussetzungen, nämlich ein Handy und dass man drauf schaut, was wir nicht tun. Wir telefonieren deshalb zuerst und erfahren, dass der Start auf 13:00 verschoben wurde, fahren in den Club zurück.

Dann ist es endlich soweit, die Windbedingungen sind ausgezeichnet, ein Taktieren, welche Genua es sein soll, entfällt, Vollzeug Genua I. Gegen 13 Uhr der Schuss (die Tröte) und 11 Boote machen sich auf die erste Kreuz. In der Vorstartphase verteidigen wir den Start am Pin end gegen Bernd und Werner, haben Probleme die Höhe der anderen zu halten und bei der ersten Wende schaltet sich das lose Spifall ins Manöver ein, bleibt an der Saling hängen und verhindert ein Dichtnehmen der Genua. Bei der 2. Wende das gleiche Drama, diesmal am Mastbeschlag des Spibaums und der Vorsprung der anderen wächst erheblich an. Wir bleiben links mit der Hoffnung auf den Linkskipper, allein „er kummt net“ und mir fällt das Lied „Links“ von Matrose Schönfeldt und den Schwimmwesten ein (für den interessierten Leser https://www.youtube.com/watch?v=afJ6NA2IhWc oder auch https://www.youtube.com/watch?v=0QEIJxB4AqM). Mangelnde Konsequenz kann man uns nicht vorwerfen, unser strategischer Plan steht, auch bei der 2. Kreuz dasselbe Bild und wir fahren als 5. ins Ziel.

Die 2.Wettfahrt bietet keine Neuigkeiten, weniger Manöverprobleme als im 1.Lauf, der gerissene Ausreitgurt für Andi wird provisorisch ersetzt, schade drum, hatte schon antiken Wert und stammt vermutlich noch aus der Originalausstattung Baujahr 1983…wir haben den Kopf mehr im Boot als außerhalb und beenden auf einem 4. Platz.

Bei der 3. Wettfahrt, matchen sich Michael/Helmut und die Czajkas am Startschiff, wir fahren mit Schwung unten durch und finden uns auf der rechten Seite wieder, die endlich das hält was sie verspricht, Der Druck ist gut und wir kommen als Erste zur Luv, die Vorwind gelingt auch gut und auf der zweiten Kreuz haben wir oben einen komfortablen Vorsprung herausgefahren. Noch mal runter und wir kommen mit großem Vorsprung ins Ziel, große Freude!

Tag 2 – Lernkurven sind keine Kursänderungen

Am Sonntag war für 11:00 der erste Start geplant und Wetter und Wind haben mitgespielt! D.h. die 16er Flotte konnte bei schönsten Bedingungen (Sonnenschein, angenehme Temperaturen und 2-3 Windstärken aus nordöstlicher Richtung pünktlich auf die Bahn gehen.

Bei AUT3 (Zehtner/Winkler) hatte es einen Steuermann Wechsel für diesen Tag gegeben da der etatmäßige Steuermann verhindert war. Reinhardt hat sich aus dem Pool der Finn Segler bedient, weil die ja alle irgendwie wissen sollten wie man die Pinne hält und mich rekrutiert. Vielleicht auch, weil ich vor einiger Zeit auch schon mal einen 20er bei den Klassenmeisterschaften bewegt hatte. Geübt hatten wir nicht, weil am Freitag, als wir das vorhatten das Wetter zu schlecht war. Und so gab es eine steile Lernkurve. Ich musste z.B. schmerzvoll lernen, dass ein 16er doch deutlich anders beschleunigt, als ein Finn. D.h. den ersten Start haben wir verpennt. Beim zweiten Versuch waren wir zu früh und mussten umkehren aber der dritte Start war dann ganz ok. Und es hat auch eine gewisse Zeit Trial & Error gebraucht, bis ich ungefähr raushatte welche der vielen Trimmleinen sich wie genau auf den Boatspeed auswirkt.

Die erste Wettfahrt war eine Tremmel Familien Angelegenheit auf 1 & 2 mit Czajka/Czajka auf Platz 3. Wie genau das da vorne abgelaufen ist, könnte ich aus der Ferne nicht sagen. Ich war mit mir und dem Boot beschäftigt, so das sich unsere Lernkurve in einem Streichresultat manifestiert hat.

Wettfahrt 2 mit quasi unveränderten äußeren Bedingungen. Beim Start gab es einen Einzelrückruf… AUT3…. So schlecht beschleunigt der 16er also doch nicht. Aber wir sind brav zurück gefahren und haben uns dann in weiterer Folge konsequent für die rechte Seite entschieden, weil das Feld links gefahren ist. Beim Luv Fass waren wir dann wieder mit dabei. Der Einlauf war dann ein neuer Mix aus den gleichen Booten, diesmal mit dem besseren Ende für Czajka/Czajka. AUT3 immerhin mit Platz 5 schon im guten Mittelfeld angekommen.

Dritte Wettfahrt. Der Wind hat langsam nachgelassen und ist ein bisschen löchriger geworden. AUT3 mit Ersatzskipper ist beim dritten Versuch endlich anständig gestartet und hat inzwischen auch den Boatspeed gefunden. Bei der letzten Luv Tonne sind wir dann auch als Dritte ums Fass und hochkonzentriert Richtung Ziel gefahren und haben uns am Weg ein enges Duell mit AUT1 um den zweiten Platz geliefert. Bei der all der Konzentration ist uns allerdings entgangen, dass sich weiter rechts offenbar ein kleiner aber feiner Windstrich gebildet hat. Czajka/Czajka waren aufmerksamer und sind ganz unauffällig an uns und AUT1 vorbei gerutscht.

Mein Resümee als Ersatzskipper für einen Tag: Der 16er ist ein tolles Boot und auch wenn die initiale Lernkurve steil war habe ich noch viel zu lernen, wenn ich öfter dabei sein möchte.

Bericht Tag 2/ Bernd Rohlfs

Tag 3 – Die Entscheidung

Die Wettfahrtleitung unter Christian „Kletzi“ Bayer setzt Ihre makellose Performance fort und trotz der Meinung „das wird heut nix“ treffen wir uns alle beim Startschiff um 11 und warten auf Wind. Die Zeit vergeht beim Plaudern , auch wenn kein Wind geht, auf diesem See Sonne, Wasser und Landschaft zu genießen gehört für mich zu den schönsten Dingen des Lebens…

Wie Kletzi und sein Team das gemacht haben, bleibt unergründet, aber das Kräuseln im Wasser wird mehr und unerwartet kann eine Leichtwindwettfahrt gestartet werden. Unser „Schnauzi“ fühlt sich bei solchen Bedingungen sehr wohl und wir liegen vorn. Bei der Leetonne lernen wir etwas über die Vorrangregeln, Ausweichpflicht, Kommunikation und beenden die Wettfahrt auf dem 2. Rang.

Die letzte Wettfahrt wird damit spannend, weil die beiden Czajkas knapp aber doch hinter uns liegen. Bernd/Werner sind schon länger enteilt und Michael/Helmut sind eine sehr starke und konstante Serie gefahren, müssten schon tief in den Punktetopf greifen und Nerven zeigen, um noch in Reichweite zu kommen.

Der Start gelingt wieder sehr gut und mit gutem Speed können wir uns an die Spitze setzen und versuchen keinen mehr zwischen uns und der nächsten Bahnmarke mehr zu lassen. Auf der Vorwind bekomme ich zum wiederholten Mal von meinem Steuermann die Order, nicht nach rückwärts zu schauen und mich auf den Spi zu konzentrieren. Ich versuche keine Vorschoterzicke zu sein, es wird ein 1. Platz zum Abschluss.

Gratulation an die Sieger Bernd und Werner, die Zweitplatzierten Michael und Helmut und an alle Teilnehmer an dieser schönen Regatta. Abschließend noch ein besonders großes Dankeschön an den ausrichtenden Club, den burgenländischen Yachtclub, der es an nichts fehlen ließ und die hervorragende Wettfahrtleitung mit Kletzi, Sissy, Mario and Friends (Claudia und Jitka).